Im Februar 2009 düsten Pogoradio-Rüdi und ich über die damals noch kostenlose Mitfahrzentrale in die bayrische Hauptstadt, um dort das zweitägige Festival Vorsicht die Ossis mitzumachen. Insgesamt war das ein richtig großartiges Wochenende, seitdem ich die zwei Contra-Records-Nasen Hechti und Ecke in mein Herz geschlossen habe. Doch nicht nur die, sondern auch Telekoma, die dort auftraten und mir bis dahin unbekannt waren. Etwas dunkel erinnern kann ich mich noch, dass ich den zweiten Abend hauptsächlich mit Drummer Micha rumhing und relativ zum Schluss Sänger Ben an der Theke kennenlernte, wo er mir diverse Schnäpse aus den Rippen leierte, bis wir rausgekehrt wurden. Im Nachhinein war ich von den beiden Alben Wirrwahr und Anfang oder Ende richtig angefixt. Von diesem trockenen, derben, nach staubigen Beton klingenden Sound, mit verzerrt, relativ hoch gestimmter und sägender Gitarre und dieser zum Mittelfinger geformten Stimmbänder an einer vor Wut, Hass und Zorn geschwollener Zunge, wollte ich einfach ständig mehr. Soviel, dass ich bei der Band anfragte, ob sie nicht ein Konzert in Mannheim spielen wollen, dass ich veranstalten würde. Über die Absage war ich zuerst überrascht, konnte sie dann aber verstehen und finde sie damals wie heute einfach großartig: Is' zu weit, kein Bock das ganze Wochenende auf der Autobahn zu verbringen. Der einfache Weg beträgt knapp 700 km … Heute kennt man sich, trifft sich mindestens einmal im Jahr auf dem besten Punkfestival Back To Future in Glaubitz zum Punkrock Wellness und freut sich dann auch mal gemeinsam über eine Band – dieses Jahr Es war Mord. Außergewöhnlich, doch umso schöner ist der dieses Jahr zweite Kontakt mit der Band in einem Jahr: Das neue Album Die Wurzel Allen Übels. Das brettert gleich mit zwei Deutschpunk-Granaten los, die sicher richtige Live-Hymnen werden. Denn Das Paradies wirft Schatten und Kein Herr, Kein Knecht haben Refrains, die zum Mitsingen zwingen, wenn man auch nur noch einen Funken Wut im Wanst hat. Doch auch darüber hinaus hält die Band was sie verspricht, auch wenn das letzte Album schon vor zehn Jahren erschienen ist. Sicher, das Tempo wird nicht mehr so kompromisslos durchgezogen und es gibt auch leisere Töne, dennoch merkt man dem Album in jeder Vinylrille die Intensität an, mit der sie eingraviert wurde. Die Wurzel allen Übels ist ein mächtiger Wurf an neuen Liedern für Telekoma, der beweist, dass sie als Band gereift, aber trotzdem nicht verweichlicht sind, sondern ihren Zorn gegen die Bürgerlichkeit beibehalten haben.